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Da nich‘ für!

Von Jörn und Michael
Im Zuge der Eröffnung des Kreisverkehrs Mittelweg/Harvesterhuder Weg hat die Stadt auch ein paar Euro für Radfahrstreifen springen lassen.

Das ist bekanntlich das Modell, das die Stadt den Fahrradfahrern maximal zusteht.

Wenn schon keine kurzfristige Entlastung der Straßen durch PopUp Bike Lanes (das wird grundsätzlich abgelehnt), wenigstens das.

Man könnte sich als Radfahrer nach tiefem Durchatmen zu einem „Na ja, OK; wenigestens etwas“ durchringen.

Wenn man besonders gut erzogen ist, sagt man dann noch „Danke“.

Ich bin die Strecke heute abgefahren.

Auf die Idee, diesen Radstreifen bis zum Dammtor-Bahnhof durchzuziehen, ist man offenbar nicht gekommen, denn das hätte bedeutet, die KFZ-Spuren zu beschneiden. Aus diesem Grund variiert die Spurbreite auch ständig.

Allen Abschnitten ist allerdings eines gemein:
SIE SIND ZU SCHMAL.

Wenn man Radfahrer danach fragt, ist die überwiegende Antwort „Ich fühle mich so dicht neben den Auos nicht sicher. Deswegen fahre ich da auch nicht.“

Es sind zudem Radfahrer ganz unterschiedlicher Art unterwegs sind, nämlich schnelle und langsame. Überholen ist aber nicht möglich.

So lässt sich weder die corona-bedingte Abstandsregelung noch die STVO (1.50 m Mindestabstand) einhalten.

Da unsere Polizei gerade auf Radfahrer immer ein wachsames Auge hat, heißt es also im doppeltem Sinne „Augen auf“.

Damit kriegt man also nicht mehr Radfahrer auf die Straße.

Und die „schnellen“, also die Radfahrer, die einfach nur von A nach B kommen wollen, schon längst nicht.

Und diese Straßen sind ja gerade dazu da, längere Strecken zu überwinden. „Genussradler“ wird man da nicht finden.
Wir halten fest: Zu wenig Platz.

Hat man sich damit abgefunden, kommt die nächste Hürde. Im wahrsten Sinne des Wortes:

Die holprigen Fahrrad-Piktogramme.

Aufgebracht für die Autofahrer, die, so setzt die entsprechende Behörde voraus, zu doof sind, zu erkennen, dass es sich um einen Fahrradstreifen handelt.

Sie sind nicht doof, doch etliche haben keine Probleme damit, dort einfach zu parken.

„Wo soll ich sonst parken? Ist doch alles voll“ oder „Nur ganz kurz“.

Jeder kennt das. Die seit kurzem erhöhten Bußgelder ändern daran überhaupt nichts, denn wer sich schon mal die Mühe gemacht hat, „Parkvergehen“ anzuzeigen, lässt schnell die Finger davon (jede Anzeige ein Vollzeitjob).
Wir halten fest:
Die Piktogramme erfüllen keinen nachvollziehbaren Zweck.
(Sie machen sich auf den PR-Photos der Stadt jedoch sehr gut.)

piktogramm-fahrrad-hamburg
Ganz schön uneben!
überholabstand-schutzstreifen-hamburg
Darüber fahr‘ ich nicht. Ooops, ein Auto!
tuer-auf-dooring-fahrradstadt-hamburg
Bitte nicht aussteigen

Darauf angesprochen lässt die Stadt durch ihre Fahrradbeauftragte verlautbaren:

Zum Thema Markierungen haben mir die zuständigen Kollegen geantwortet. Die Markierung von Verkehrsanlagen erfolgt immer auf Grundlage der Straßenverkehrsordnung und der dabei zu verwendenden Regelwerke. Bei der Wahl der Markierungsmaterialien sind verschiedenste durchaus im Zielkonflikt stehende Anforderungen zu berücksichtigen. Dazu gehören Sichtbarkeit bei Dunkelheit und Nässe sowie die Griffigkeit (Aspekte der Verkehrssicherheit), Dauerhaftigkeit (mit dem daraus resultierenden Erhaltungsaufwand) sowie Fahrkomfort beim Überfahren und nicht zuletzt auch Lärmschutz. Ein dünner Farbauftrag als Markierung im Fahrbahnbereich würde diese Anforderungen leider nicht ausreichend erfüllen. Die Markierung auf Straßen erfolgt daher in der Regel mit Heißplastik als Material. Das Markierungsmaterial soll dabei im Allgemeinen so dick wie erforderlich aber gleichzeitig auch so dünn wie möglich aufgebracht werden – dieses insbesondere natürlich bei Piktogrammen in Radfahrstreifen. Gänzlich verhindern lässt sich die Wahrnehmung der Markierung beim Überfahren aber leider nicht.

Unser Hinweis, dass z.B. auf der Lombardsbrücke und auf dem Radweg gegenüber vom Dammtor-Bahnhof einfach Farbe benutzt wurde, ist nicht im Detail kommentiert worden.

Wir denken, diesen Missstand zu beheben wäre wirklich so einfach, aber „die Vorschriften…“.

Lärmschutz, Griffigkeit... Auch so Dinger, die uns fragend zurücklassen.

Fazit:
Die Stadt gibt Geld aus für Maßnahmen, die den Fahrradverkehr angeblich fördern sollen, es aber nicht tun.

Es mag ja piefig wirken, wenn man so’n Kleinkram erwähnt.

Wir meinen jedoch, es ist sinnvoll, die Dinge, die wirklich einfach umzusetzen wären und den Spaß beim Radfahren erhöhen, sofort anzugehen und die zugegebenermaßen „großen“ Dinge in Ruhe zu planen.

Angesichts der mittlerweile über zwanzig Jahre jedoch, in denen sich diese Stadt offiziell mit der Förderung des Fahrradverkehrs beschäftigt und der wirklich dürftigen Ergebnisse, sind wir nicht optimistisch.

Wenn man zudem noch sieht, mit welchen Summen der KFZ-Verkehr EU-weit, aber insbesondere in Hamburg gepäppelt wird, wirkt der Hinweis auf Kosten wie Hohn.

JEDOCH!

Wir sind nicht der Meinung, dass Senat und Verwaltung das aus Boshaftigkeit tun. Man sieht die Stadt aus dem Blickpunkt des „Geschäftemachens“ und setzt stillschweigend voraus „Geschäfte laufen gut, dann geht’s den Leuten auch gut.“

Wir hingegen sehen das Leben in der Stadt aus der Perspektive ganz normaler Leute, die hier arbeiten, leben, ihre Kinder großziehen und hier vor allem  gerne leben wollen.

Vielleicht könnte die Stadt mal die hunderttausenden Anwohner von

  • Stresemannstraße
  • Kieler Straße
  • Steilshooper Allee
  • Fruchtallee
  • Max-Brauer-Allee
  • Lokstedter Steindamm
  • Wandsbeker Chaussee
  • Luruper Chaussee
  • Bramfelder Straße
  • Fuhlsbüttler Straße
  • Hamburger Straße
  • Lübecker Straße
  • usw.

danach fragen.

Was die wohl antworten würden?

Wer nicht warten möchte, bis er gefragt wird, kann jetzt schon eine E-Mail an die Fahrradbeauftragte der Freien und Hansestadt schreiben:
kirsten.pfaue@bwvi.hamburg.de

 

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kurs-fahrradstadt-fahrrad-initiative-hamburg-logo

 

Eine Antwort auf „Da nich‘ für!“

Hallo mich würde mal interessieren wieviel für Gehirnwäsche „Marketing“ ausgegeben wird und werden soll. Letztendlich reicht es ja die M-Wende gut zu verkaufen. Die Grünen-Darsteller sind das Beispiel der „tun als ob“ Pseudokratie …
Gruß B

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