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Warum? Wieder LKW-Fahrrad-Abbiege-Unfall in Hamburg

Wir trauern.

Wir denken an die Familie der jungen Frau, für die der gestrige, ein sonniger und warmer Frühlingstag, schon am  Morgen auf ihrem Fahrrad endete. Damit endete nicht nur der Tag gestern – sondern ihr ganzes Leben.
Den Hinterbliebenen sprechen wir hiermit unser tiefstes Mitgefühl aus.

An der U-Bahn Lattenkamp in Winterhude kam es  gestern Morgen zum bereits dritten tödlichen Fahrradunglück in Hamburg in diesem noch recht jungen Jahr. Geschehen ist wieder das, was man inzwischen leider als einen Klassiker der schlimmen Fahrrad-Unfälle bezeichnen kann:
LKW biegt an einer Kreuzung rechts ab, das Fahrrad hat keine Chance.

Ich habe mir den Unfallort gestern angesehen – und bin bestürzt.

Die Radfahrerin kam aus der Meenkwiese, genauso wie der LKW. Beide hatten grün und wollten weiter. Der LKW biegt rechts in die Bebelallee ab.
Der Fahrer hat dabei wohl größte Vorsicht walten lassen und laut Zeugen nach dem Anfahren wohl noch einmal abgebremst, um Radfahrende durchzulassen. Dann setzte er das Richtungswechselmanöver fort.
Auch an ihn und seine Familie denken wir.

Für Radfahrende gibt es hier einen recht breiten Fahrradstreifen und sogar eine großzügige Aufstellfläche noch vor den Fahrzeugen. Genau das, was laut unseren verantwortlichen Verkehrspolitiker*innen offensichtlich als das Nonplusultra angesehen wird – und was seit einiger Zeit fast überall in Hamburg so auf die Straßen kommt. Genützt hat all das der Radfahrerin nicht. Hier war der Streifen, der schützen soll, tödlich.

Eine bessere Stelle, die den ganzen Wahnsinn und die Gefährlichkeit einer solchen Fahrradinfrastruktur aufzeigt als diese, kann es kaum mehr geben.

Obwohl der Verkehr auf Hamburgs Straßen aufgrund der Corona Pandemie um rund 50% abgenommen hat, zeigt sich hier auf tragische, leider auch auf eindrückliche Weise, was von Radverkehrsführungen auf den Fahrbahnen zu halten ist, solange das Fahrrad als schwacher Verkehrsteilnehmer hier keine Vorfahrt hat: Sie sind schlicht gefährlich. Das ist der Grund, warum wir gegen diese Lösungen sind, die keine sind und weshalb deutschlandweit dieses neue „Fahrbahngepinsel“ als ein einziger Fehler angeprangert wird.

Es reicht. Ein für allemal.
Es ist Zeit, dass der rotgrüne Senat jetzt endlich handelt.

 

KURS FAHRRADSTADT fordert, umgehend und sofort zu handeln, um weitere Fahrrad-(LKW)-Abbiege-Unfälle in Hamburg  zu vermeiden:

  1. Alle Hamburger Ampelkreuzungen, die nicht  nach niederländischem (Vision-Zero) Vorbild gebaut sind, bekommen die „Rundum-Grün“ Schaltung, um Fuß- und Radverkehr vom KFZ- und LKW-Verkehr in ihren Phasen strikt zu trennen. („Retter-Ampeln“ – Was es damit auf sich hat, könnt ihr hier lesen).

  2. Ab sofort werden alle Kreuzungsumbauten nach niederländischem Vorbild ausgeführt. (Mehr Infos dazu hier).

Wieder ist ein Leben auf Hamburgs Straßen ausgelöscht worden.
Wir fordern vom Hamburger Senat, den Schutz von Hamburgs Radfahrenden endlich ernst zu nehmen und zu beginnen, dafür oben genannte Maßnahmen konsequent einzuleiten. Jetzt.

Im Gegensatz zu EU-weiten Lösungen, auf die man lange warten kann, – z.B. auf Regelungen zu Abbiegeassistenzen in LKW – hat die Stadt es bei Ampelschaltungen, Radwegplanung und Kreuzungsgestaltungen sehr wohl selbst in der Hand, diese Dinge ab sofort abzuändern und muss auf niemanden warten. Nur einfach machen.

Und wie war das doch gleich?
Will Hamburg nicht Fahrradstadt werden?

Wenigstens das sollten uns die toten Radfahrenden nicht nur aus diesem Jahr mahnen.
Und wenigstens das sollten wir ihnen nun schuldig sein, damit solche vermeidbaren Unfälle endlich ein Ende haben.

Nachtrag:

Sich die Unfallstelle genauer anzusehen, ist wirklich bitter. Denn dann fällt auf, wie überdimensional breit der Fußwegbereich an dieser Stelle unter der U-Bahnbrücke ist. Es fehlt nicht viel, und er ist ähnlich breit wie die Fahrbahn an sich. Schön abgetrennt mit einem mehr als robusten Geländer zur Fahrbahn hin. Wäre der Radweg hier hinter verlaufen, anstelle direkt neben dem LKW auf der Fahrbahn und hätte die Radfahrerin weiter rechts im Fußgängerüberwegbereich in die Bebelallee abbiegen können, wäre der gestrige Tag wahrscheinlich ganz anders ausgegangen.
Diese Abtrennung hätte Leben retten können.
Warum wurde der Radweg nicht einfach hier geführt?
Und wer hat das entschieden?

Bleibt nur die schlichte Frage: „Wann gibt es endlich Grünphasen nur für Radfahrer?“
Hier nahm der Unfall seinen Lauf….
Rechts rum. Und aus.
„Fahr ein besseres Hamburg“ vom Feinsten: Alles da, was die „Fahrradstadt“-Macher*innen vom Senat für am Besten befinden: Ein Fahrradstreifen. Eine große Aufstellfläche. Tödliche Straßenmalerei.
Dabei gibt es genau hier beinahe eine Premium-Abtrennung zum Kraftverkehr….
… und freien Raum annähernd so breit wie die Fahrbahn nebenan. Da, wo nun links die hellen Platten liegen, war vorher der Radweg. Warum wurde der Radweg nicht weiter hier entlang und sicher über die Kreuzung geführt?

Für sicheren Radverkehr in Hamburg
– hier geht’s weiter.

Eine Antwort auf „Warum? Wieder LKW-Fahrrad-Abbiege-Unfall in Hamburg“

„Sportstadt Hamburg“ (mit den ältesten und marodesten Sporthallen, die ich bundesweit gesehen habe), „Hamburg mit besten Schulen“ (mit infolge des Arbeitszeitmodells bundesweit schlechtst bezahlten Lehrern, wird höchstens noch von Berlin getopt), „Fahrradstadt Hamburg“ mit übelsten Radwegen, wo man in Anbetracht der Schlaglöcher und anderer Unebenheiten bisweilen glücklich ist, ein Moutainbike zu fahren (unvorstellbar schlecht z.B. im Vergleich zu Hannovers durchschnittlicher Radwegeinfrastruktur) … ist halt klassische Schaufensterpolitik des Hamburger Senats … und da ist es leider offensichtlich unerheblich, wer dort die Maiorität hat, ich kann da auch die Grünen wirklich nicht mehr ernst nehmen, die sind doch auch mittlerweile auch unwählbar, weil: unsozial, zutiefst neoliberal und damit scheinökologisch … Hamburger Geprahle, nix dahinter… leider.

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