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Low-hanging-fruits einfach ernten!

Hey,

mit Superbüttel ist uns etwas Unglaubliches gelungen und wir arbeiten weiter intensiv an der Verwirklichung dieser Vision.
Zwischenzeitlich bleibt die Welt allerdings nicht stehen; die Räder drehen sich weiter – auch im restlichen Hamburg und das möchten wir als KURS FAHRRADSTADT natürlich nicht aus dem Blick verlieren.

„Anders denken!“ Klingt banal, ist es oftmals auch. Im Mobilitätsbereich ist es möglich, mit anderem, nicht autozentriertem Denken neue Wege zu gehen und hierbei bessere, zunkunftsorientierte Ergebnisse in kürzerer Zeit zu erreichen –  und das auch noch kostengünstiger.

Aktuell gibt es in Hamburg u.a. zwei Orte, die geradezu prädestiniert dazu sind, anders gedacht und anders gemacht zu werden:

Die Edmund-Siemers-Allee am Dammtor und die Elbchaussee in Altona.

Verkehrsplanung in Hamburg
endlich überdenken!
Dann geht auch Fahrradstadt!

Schon vor eineinhalb Jahren sind wir auf die 7-spurige Straße zwischen der Staatsbibliothek und Bahnhof Dammtor gegangen, um dort eine XXL Bikelane einzurichten. Zwei statt drei Spuren stadteinwärts für den motorisierten individuellen Verkehr tun es schließlich auch. Zumal, wenn den Fahrradfahrenden nur ein ungeschützter und viel zu schmaler Streifen unmittelbar neben der „LKW“-Spur zugestanden wird. Wer radelt gerne direkt neben 40-Tonnern? Wer traut sich seine Kinder auf diese Strecke zu schicken?

Deshalb sperrten wir eine Autospur während der morgendlichen Rushhour. Die Polizei zog das Fazit, „dass es keine Beeinträchtigung des Verkehrs“ gab.

Aktuell gibt es dort im Grunde die gleiche Situation: Aufgrund der Baustelle am Dammtor hat die Stadt auf der Edmund-Siemers-Allee stadteinwärts den dritten Fahrstreifen für Autos gesperrt. Leider wurde dabei ohne erkennbaren Grund der ganz linke Fahrstreifen gesperrt, anstatt der rechte. So wurde die Chance verpasst, den Radfahrenden etwas Freiraum zu ermöglichen. Seit Wochen läuft das nun so! Warum jetzt also nicht diese Chance nutzen, tatsächlich anders zu denken? 

Wenn Hamburg Fahrradstadt 
sein will, darf man nicht Autostadt leben!

Beispiel Elbchaussee:

Lang und breit ist über den Umbau der Elbchaussee diskutiert und gestritten worden. Auch wir haben dort kräftig mitgemischt und haben, weil Radverkehr auf dieser berühmten Prachtstraße größtenteils vergessen wurde, gleich zwei Demonstrationen dort auf die Beine gestellt. Immerhin wird es, nach aktuellem Stand der Planung, auf einigen Teilabschnitten sogar etwas ähnliches wie echte Kopenhagener Radwege geben – was  übrigens im begleitenden Beteiligungsverfahren mehrheitlich ausdrücklich gewünscht wurde. Das begrüßen wir auch, aber was nützt es, wenn es eben nur teilweise kommt und nur da, wo es gerade passt – wenn der übrige Weg sich als Stückwerk herausstellt zwischen Schutzstreifen, zwischen gar nichts und ständigem Wechseln dieser Radwegarten? Deshalb bleiben wir dabei – Radverkehr wird weiter vergessen oder nicht konsequent gedacht. Er erfährt nicht die Förderung, die er längst und dringend benötigt, damit mehr Menschen bereit sind, umzusteigen.

Nun beginnt der Umbau und es werden erste Baustellen eingerichtet, von denen es gleich mehrere im Lauf der über acht Kilometer langen Straße geben soll. Und siehe da, plötzlich präsentiert die Stadt selbst eine Lösung, wie man aus dem Planungsdilemma herauskommen könnte: Einbahnstraßenregelung im Bereich der Baustellen: Morgens stadteinwärts, nachmittags und abends stadtauswärts. Zwischen den Baustellen kann man zwar während der Bauzeit in beiden Richtungen mit dem Auto fahren, aber warum nicht auch hier nun einfach ‚anders denken‘ – und dieses Prinzip weiter auf die Spitze treiben? Wenn Einbahnstraßenregelungen während der langen Bauzeit gehen sollen – obwohl  es noch weitere ‚Beeinträchtigungen‘ aufgrund des A7 Deckel-Baus in Othmarschen und Bahrenfeld geben wird – dann muss so etwas auch nach der Bauzeit möglich sein. Warum nicht gleich die ganze Elbchaussee mit einer ordentlich breiten Fahrspur versehen und wie auf der Sierichstraße einen automatischen Richtungswechsel installieren und echte, also wirklich echte Kopenhagener Radwege rechts und links davon anlegen – durchgängig von Anfang bis Ende? Nicht solche, wo Bordsteine wie in Harburg als Trennung mitten aus der Asphaltfläche emporragen und Rettungsfahrzeuge diesen Straßenraum dann nicht gut mitnutzen können. Anders gedacht sollte in jedem Fall genug Platz auf der Elbchaussee vorhanden sein.

Im Februar dieses Jahres hatte Verkehrs- und Mobilitätswendesenator Anjes Tjarks bereits fertige Planungen für den Berner Heerweg stoppen lassen. Weil drei Spuren je Richtung und dabei zu wenig Platz für Radfahrende und Fußgänger nicht „mit den Zielen der Stadt vereinbar“ seien. Gut so! Aber gelten die Ziele nur dann, wenn es mindestens drei Autospuren gibt?

KURS FAHRRADSTADT findet: Beides, sowohl die Situation an der Edmund-Siemers-Allee als auch die Planung der Elbchaussee sind absolute Low-hanging-fruits, die die Stadt eigentlich nur ernten müsste: Indem sie anders denkt – und entsprechend handelt. Andere Städte nutzen solche Chancen. Hamburg hat während des massiven Einbruchs des Verkehrs, insbesondere während des Beginns der Covid-19 Pandemie, verschlafen, Veränderungen herbeizuführen. Hier gibt’s die Möglichkeit, aufzuwachen.

Einfach machen!

Es grüßt das Team von
KURS FAHRRADSTADT.


Schon mal das Superbüttel besucht? Nein? Dann aber los!