Fahrrad Unfall: Täglich holte es allein im ersten Halbjahr 9 Menschen in Hamburg vom Rad
Bis zu neun Radfahrer verunglücken in Hamburg – jeden Tag. Der Trend aus dem letzten Jahr scheint sich leider fortzusetzen: Statt weniger erwischt es immer mehr Radfahrer, die in einen Unfall verwickelt sind. Nach Zahlen, die für das erste Halbjahr 2019 vorliegen und bereits am 10. September dieses Jahres veröffentlicht wurden, scheinen alle Bemühungen des rotgrünen Senats, die Straßen für die Radfahrer in Hamburg sicherer zu machen, ins Leere zu laufen. Um bis zu 33% mehr Unfälle gab es demnach im ersten Halbjahr allein im Bergedorf. In Eimsbüttel stiegen die Zahlen um 19%. Es folgen die Bezirke Mitte mit +14%, Wandsbek mit +9%, und Nord mit +4%. Keine Veränderung gab es in Harburg und nur aus Altona gibt es erfreulichere Meldungen – dort sanken die Unfälle um etwa 3%.
Radfahrer leben gefährlich in Hamburg
Obwohl viel Geld in den Ausbau der Radwege-Infrastruktur gesteckt wird, bleiben die Unfallzahlen auf einem hohen Niveau bzw. steigen sie sogar. Wie schon im letzten Jahr lässt sich aus den Zahlen einer kleinen Anfrage an den Senat herauslesen, wie viele der Fahrrad Unfälle dabei auf klassischen Radwegen, also auf dem Hochbord, oder auf den neu auf die Straßen gepinselten Streifen geschahen. Um 43% stieg die Anzahl der Unfälle demnach auf Schutz- und Fahrradstreifen und damit deutlich mehr als der Anteil auf abgetrennten Radwegen, wo „nur“ etwa 16% mehr Radfahrer in Unfälle verwickelt wurden. Leider lässt sich aus der Statistik nicht erkennen, welche Radwegart die sicherere ist, im Sinne der Schwere der Verletzungen der Verunfallten. Dies zu wissen wäre jedoch mehr als hilfreich. Insgesamt wurden 9% mehr Radfahrer in ganz Hamburg im ersten Halbjahr 2019 im Vergleich zu 2018 in einen Unfall verwickelt. Unwahrscheinlich, dass sich dieser Trend mit den Ganzjahreszahlen, die demnächst kommen werden, umkehren wird. Nicht nur in Hamburg, sondern bundesweit steigen die Unfälle mit Radfahrenden. Dazu mehr im Spiegel-TV Beitrag auf Youtube:
Fahrradstadt – Radwege in Hamburg? „Vision Zero“ noch weit entfernt!
2002 lag der Anteil der Radfahrer in Hamburg im Modalsplit bei 9%, 2008 lag er bei 12% und bei der vorerst letzten Erhebung 2017 bei 15%. In Trippelschrittchen geht es also voran, zuletzt sanken die Zahlen bei der diesjährigen Fahrradzählung aber sogar wieder um über 6%. Wie passt es also zusammen, dass die Unfallzahlen scheinbar dennoch schneller steigen, als die Zahl der Radfahrer auf den Straßen unterwegs sind? Liegt es daran, dass in dem wachsenden Hamburg immer mehr Menschen insgesamt auf den Straßen unterwegs sind, also auch im Auto? Dass die Straßen voller werden, die Aggressivität steigt?
Gerade waren die Hamburger Grünen Anjes Tjarks und Martin Bill in Kopenhagen, um sich dort anzusehen, was die Fahrradstadt Nummer 1 anders, womöglich sogar besser macht. Ähnlich, wie es auch das Copenhagenize Team der hiesigen Politik schon öfters geraten hat (2017 Hamburg Rang 17 „Copenhagenize Index“), mussten sich die beiden diesmal wieder folgenden Tipp anhören: „Ihr braucht geschützte Radwege.“ Morten Kabell, Copenhagenize-Chef und Mitverantwortlicher dafür, dass Kopenhagen zum Mekka für Radfahrer wurde, wird ganz deutlich: „Seid radikal“ und „Habt einen guten Plan“. (siehe Hamburger Abendblatt, „Hamburgs Grüne im Fahrradparadies“, 3. November 2019).
Radikal sind die Hamburger Möchtegern-Fahrradstadt-Macher allemal: So weisen Bill und Tjarks die Kritik zurück, denn die Streifen seien besser als das, was vorher da war – nämlich oft nichts. Dieses „Nichts“ allerdings verschwindet zur Zeit radikal schnell auf Hamburgs Straßen. Gerade in diesen Tagen wird in der Stresemannallee ein schöner, breiter Radweg, auf denen die Menschen und tausende Kinder über Jahrzehnte sicher vorm Auto geschützt ihren Weg zwischen Lokstedt und Eimsbüttel zurücklegen konnten, weggemacht. Bald findet er sich als weiße Striche auf der Straße wieder. Wahrscheinlich ist es auch ganz genau dieses „Nichts“, was Hamburg im aktuellen 2019er Index wieder auf einen neuen Platz katapultiert: Platz 20 und damit Schlusslicht in der Top-Liste. Zurück in die Vergangenheit.
Was rät Copenhagenize unserer Stadt?
[…] But when residents are polled, more than half respond saying that poor bicycle lanes keep them from riding. Sooner or later Hamburg will have to turn to the elephant in the room, taking space from automobiles for an expanding network of on-street bike lanes.
(mit „bike lanes“ sind in diesem Fall wohl überwiegend ganz klar geschützte Radwege gemeint).
Für die Grünen ist all das aber kein Problem. Ob aber das Festhalten am bisherigen Vorgehen Radfahrer zukünftig weniger in einen Unfall verwickelt in Hamburg und die Verkehrswende so erreicht wird; ob es endlich gelingt, wieder den Menschen anstelle das Auto in den Mittelpunkt einer lebenswerten Stadt zu stellen, wird sich wohl erst mit den Zahlen in den nächsten Jahren zeigen. Bis dahin scheinen die Grünen jedoch lieber sogar noch Kopenhagen überholen zu wollen. Kein Witz.
When Copenhagen goes high, we go low. Schade.
Für PBL’s – geschützte Bike-Lanes an allen Hamburger Hauptstraßen!
Dafür setzt sich KURS FAHRRADSTADT ein.
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2 Antworten auf „Miese Unfall – Statistik für Radfahrer in Hamburg“
Wenn die Fahradfahrer mal mehr Eigenverantwort übernehmen würden wären sie auch nicht in so viele Unfälle verwickelt. Aber die Straßenverkehrsordnung schein für Radfahrer nicht zu gelten. Da wird bei rot über die Kreuzung gefahren, im Dunkeln ohne Licht gefahren Fahradwege in falscher Richtung befahren und wo der Radweg auf die Straße verlegt wurde ( siehe Borgweg und Mühlenkamp HH), da
wird dann lieber gleich der Gehweg befahren und das in beide Richtungen.
Das man dabei die Fußgänger gefährdet interessiert doch einen Radfahrer nicht.
Er hat ja auch den Vorteil dass er bei einem Unfall mangels Nummenschild nicht ermittelt werden kann.
Und wenn er bei einem Unfall geschädigt wird geht die Rechtssprechung in Hamburg ja sowieso dahin das immer der
Autofahrer die Schuld hat. Egal wie verkehrsgefärdent sich der Radfahrer verhalten hat. Radfahrer genießen in Hamburg anscheinend Immunität. Sie sind die neue Herrenrasse und können sich alles erlauben. Das sieht man doch schon daran, dass wenn dann mal tatsächlich Fahrradkontrollen sind dabei mit Augenmaß vorgegangen wird, während bei Autofahrern immer sofort Bußgelder und Punkte in Flensburg verhängt werden.
Das Radfahren in Deutschland wird erst sicherer werden, wenn auch die Radfahrer sich an die geltenden Verkehrsregeln halten und Eigenverantwortung übernehmen.
Ich als Fußgänger fühle mich jedenfalls tagtäglich von den Radfahrern auf dem Gehweg belästigt. Keinem Autofahrer würde es in dem Sinn kommen eine Abkürzung über den Gehweg zu fahren und die Fußgänger aus dem Weg zu hupen. Damit würde er wahrscheinlich schon seinen Führerschein riskieren. Ein Radfahrer hat hingegen ja nichts zu befürchten. Der wird im schlimmsten Fall ermahnt, wenn er überhaupt erwischt wird. Ich plädiere für Nummernschilder für die Fahrräder und eine regelmäßige Kontrolle der Räder auf Verkehrstauglichkeit. Autos, Motorräder ,
Motorroller und Mofas müssen das ja auch.
Stimmt. Auch für Radfahrer sollte die Straßenverkehrsordnung gelten. Neulich nahm mir im Kreisverkehr ein Radfahrer die Vorfahrt, so dass ich genötigt war, eine Vollbremsung hinzulegen. Worauf sich der Radfahrer danach noch nicht einmal im Ansatz für sein rücksichtsloses und gefährliches Vorgehen zu entschuldigen gedachte. Seine Gestik verriet mir, dass er sich im Recht wähnte.
Außerdem sollte die grüne Verkehrspolitik nicht unbeachtet bleiben. Sie ist maßgeblich an der Zunahme der Unfälle schuld.