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Jetzt erst recht!

Hej und Moin Moin,

Bevor sich KURS FAHRRADSTADT in die Sommerpause verabschiedet, möchten wir euch einiges Interessantes mitteilen.

Unfälle und rote Ampeln
Äußerst schockierend sind die Ergebnisse der stadtweiten Rotlichtkontrollen, die die Polizei nach der groß angelegten Aktion am 13. Juni veröffentlichte. Sie erwischte dabei 201 über rote Ampeln fahrende Autofahrende. Diese schlimmen Zahlen zeigen, mit welch egoistischer Einstellung viele von ihnen auf den Straßen unterwegs sind (https://www.abendblatt.de/hamburg/polizeimeldungen/article226170241/Hamburger-Polizei-schnappt-201-Rotlichtsuender-an-einem-Tag.html). Jeder von uns, die oder der sich nur mal ein paar Minuten an eine x-beliebige Ampel in der Stadt stellt, kann diese erschütternde Erfahrung oder Beobachtung meist innerhalb weniger Minuten machen.

Einen Tag später, am 14. Juni, wurde dieser alltägliche, kavaliersdeliktmäßig hingenommene Wahnsinn tödlich. Wie ihr wahrscheinlich alle mitbekommen habt, hat es an diesem Tag einen schlimmen Unfall gegeben, den ein Radfahrer nicht überlebt hat. Ausgerechnet an der Straße An der Alster, dort, wo es massenhaft Radfahrende und Fußgänger gibt, wollte er auf Höhe des Hotels Bellevue eine Ampel überqueren. Er tat dies bei für ihn grünem Licht. Ein Lkw missachtete jedoch das Rotlicht und überrollte den 52-jährigen Familienvater, der seinen schweren Verletzungen später im Krankenhaus erlag (https://www.bild.de/regional/hamburg/hamburg-aktuell/radler-starb-nach-unfall-mit-lkw-mahnwache-fuer-ueberfahrenen-radfahrer-an-der-a-62647378.bild.html). Den Hinterbliebenen des verunglückten Radfahrers drücken wir an dieser Stelle unser tiefstes Mitgefühl aus.

Wir nehmen diesen tragischen Unfall mit Bestürzung zur Kenntnis, nicht nur, weil es nun schon bereits zwei Tote Radfahrende in diesem Jahr in Hamburg gibt, sondern auch, weil er sich in eine Reihe weiterer Unfälle einfügt, die ebenfalls innerhalb weniger Tage in, um diese Stadt herum und anderswo geschehen sind, allerdings glimpflicher endeten (u.a.: https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Erneut-Unfall-mit-Lkw-und-Radfahrerin,unfall13286.htmlhttps://www.abendblatt.de/hamburg/polizeimeldungen/article226196785/Siebenjaehrige-schwer-verletzt-Senior-uebersieht-Radfahrerin.html).

Zu sagen, dass es lebensgefährlich ist, in Hamburg als Radfahrer oder Fußgänger grüne Ampeln zu queren, ist daher keine Übertreibung, sondern traurige Realität.

Es bleibt viel zu tun, um den Verkehr zu zähmen und dem Ziel „Vision Zero“ mit tatsächlich gebauten bzw sonstigen Maßnahmen endlich näher zu kommen. Das könnten standardmäßig integrierte Rotlichtblitzer (das wäre in der Tat sinnvolle „Smart City“!) in jeder Ampel genauso sein wie drastisch höhere Bußgelder und weitere Konsequenzen. Für Vision Zero in Hamburg wollen wir uns auch in Zukunft mit aller Kraft einsetzen.

Am 26. Mai begann in Hamburg eine Zeitenwende. An diesem Tag konnten die Grünen einen fulminanten Sieg bei den EU- und Bezirkswahlen einfahren. Wir freuen uns darüber und hoffen sehr, dass dies eine gute Ausgangslage für hoffentlich bald konsequentes Handeln in Sachen Klima-, Verkehrs-, Umweltpolitik und neuer, nachhaltig gedachter Stadtentwicklung darstellen möge. Selbstverständlich werden wir weiterhin den Politikerinnen und Politikern auf die Finger klopfen, umso mehr noch, sollten wir es demnächst tatsächlich mit einer grünen Bürgermeisterin zu tun haben. Die nächste Zeit verspricht also spannend zu werden!

Esplanade und Vesterbrogade
Besser geht bekanntlich immer. Vor allem dort, wo durch geplante Umbaumaßnahmen wieder nur der Autostadt-Status quo auf’s Neue zementiert werden soll. Besonders ärgerlich ist es dann, wenn es sich dabei um Orte handelt, die durchaus das Potential dazu haben, in ganz anderer Weise neu zu erscheinen und die diesen Anspruch quasi schon im Namen verankert haben. Doch aktuell brettern jeden Tag noch bis zu 65.000 Autos durch diese Straße; was von ihr übrig bleibt, verschwindet in der Mitte und den Rändern unter ganz legal geparkten Autos. Kein Mensch in Hamburg würde freiwillig auf die Idee kommen, über die Esplanade in der City zu flanieren. So abschreckend wirkt diese Straße, dass die GRÜNEN im Bezirk Mitte dies endlich ändern möchten. Sie wollen vernünftige Fahrradwege, die Fahrspuren in nur noch zwei pro Richtung reduzieren sowie die mittigen Parkplätze abschaffen, um Raum für Neues und vor allem auch Fußgänger zu schaffen. Vorbilder dazu gibt es in vielen Metropolen, seit Jahrzehnten zum Beispiel im finnischen Helsinki. Kaum wurden die Ideen kürzlich öffentlich, hagelte es Kritik aus SPD und ADAC. Fast alle – auch Verkehrsstaatsrat Rieckhof – scheinen statt Chancen nur Chaos und drohende Staus zu sehen, sollte diese Straße wieder ihrer eigentlichen namentlichen Bestimmung näher gebracht werden (https://www.abendblatt.de/hamburg/hamburg-mitte/neustadt/article226124459/Gruene-wollen-die-Esplanade-zur-Flaniermeile-umbauen.html sowie https://www.mopo.de/hamburg/umstrittener-umbau-in-der-city-hamburgs-gruene-wollen-esplanade-zur-flaniermeile-machen-32682876 ).

Warum eigentlich nie mal einen großen Wurf? Die Zeit ist längst reif dafür und verlangt es sogar! Also Hamburg, spring über deinen Schatten und trau dich endlich!

Ein weitaus radikaleres Projekt in einer ähnlich großen Stadt auf einer ähnlich breiten und unwirtlichen Straße mitten im Zentrum wurde gerade in Kopenhagen vorgestellt. Der dortige Vergnügungspark Tivoli hat die Gehl Architekten beauftragt, für den „Vorplatz“, die zwischen zwei Hauptverkehrsachsen gelegene und stark befahrene Vesterbrogade, neue Lösungen zu entwickeln. Sie schlagen nun einen echten Boulevard vor, nur für zu Fußgehende und Radfahrende. Die Reaktionen dazu selbst vom Bürgermeister sind das glatte Gegenteil von dem, was man aus Hamburg zur Esplanade vernimmt. Das sollte der hiesigen Politik zu denken geben! (https://www.thelocal.dk/20190617/how-copenhagen-could-transform-one-of-its-busiest-roads-into-a-park)

„Hamburg besser machen“ und Elbchaussee
Die von KURS FAHRRADSTADT am 14. April organisierte „Verkehrswende-Demo“ schlägt noch immer Wellen: Wie bereits schon einmal in einer News kommuniziert, hatten wir auch im Namen von KURS FAHRRADSTADT an der von der ZEIT und der Körber-Stiftung initiierten Aktion „Hamburg besser machen“ teilgenommenen und unsere Idee eines Fahrrad-Highways bzw. einer guten Fahrradstraße auf der dortigen Plattform eingestellt. Von knapp 1.500 Vorschlägen aus den unterschiedlichsten Bereichen, die eingereicht wurden, schaffte es unsere Idee im Ranking auf Platz 6. Das hat offenbar Eindruck hinterlassen: Am 11. Juni wurde im Körberforum der feierliche Abschluss des vier Monate dauernden Projektes gefeiert. Aus allen eingereichten Online Ideen, weiterem Input, der in ca. 40 „Kneipengesprächen“ beigesteuert wurde sowie drei abschließenden „Akademien“ entstand am Ende ein Ergebnisbericht, der an diesem Abend Bürgermeister Tschentscher (SPD), der zweiten Bürgermeisterin Fegebank (GRÜNE) sowie der Bürgerschaftspräsidentin Veit (SPD) übergeben wurde. Das Thema Radverkehr wurde dabei als das drängendste Problemfeld genannt, gefolgt von – man mag es kaum glauben – „Hamburg autofrei“ sowie dem Komplex öffentlicher Nahverkehr an dritter Stelle. In jedem Bereich werden die Wünsche und Ideen der Hamburgerinnen und Hamburger zunächst zusammengefasst vorgestellt, worauf dann auch konkrete Lösungsvorschläge folgen. Schwarz auf weiß hält der Senat nun somit auch diese Empfehlung zum Thema Radverkehr in seinen Händen:

„Ein stringenter Ausbau der Velorouten und Radwege in allen Stadtteilen (und nicht nur in einigen wenigen) muss dafür Sorge tragen, dass Hamburg nicht Flickenteppich in Sachen Fahrradverkehr wird (= durchdachtes Vorgehen nach einem Masterplan). Erste zeitnahe Projekte können dabei als Best Practise dienen, z.B. die Elbchaussee.“

BEST! PRACTISE!! ELBCHAUSSEE!!! Wow!
Wir freuen uns, dass unsere Arbeit auch an anderen Stellen Früchte zu tragen scheint.

Der ganze lesenswerte Bericht kann übrigens hier heruntergeladen werden: https://www.hamburgbessermachen.de

Gestern erhielten wir Post aus der Bürgerschaft. Auch an dieser Stelle hatten wir mittels einer Eingabe auf die drohende Nichtberücksichtigung des Radverkehrs im östlichen Abschnitt hingewiesen und Änderung bei dieser Haltung angemahnt. Interessant dabei sind vor allem zwei Aussagen, die der Senat macht: So soll nun auch für den östlichen Abschnitt die Einrichtung von Fahrradinfrastruktur geprüft werden und sollten erste Ergebnisse noch in diesem Jahr vorgestellt werden. Wir sind gespannt, ob der Senat nach unserer letzten Demo, den Wahlen neulich und auch den „Hamburg besser machen“ Ergebnissen erste Lernerfolge verbuchen kann.

Hallo Hamburg, wenn du schon so immun gegen andere gute Vorbilder bist, dann höre und sehe wenigstens mal genauer hin, was deine eigenen Bürgerinnen und Bürger für tolle Ideen haben! Das allein wäre mehr als wünschenswert!

Zum Ende hin noch einiges in Kürze:

  • Kennt ihr eigentlich schon die „Extinction Rebellion“? Dies ist die neueste Bewegung, die nicht nur reden will, sondern ganz konkret und auch durch zivilen Ungehorsam Dinge für das Klima und die Straßen erreichen und somit zum Handeln zwingen möchte. Entstanden in England, fasst diese Bewegung hierzulande Fuß, auch in Hamburg. Wer sich hier für Kreisel-Blockaden oder ähnliche Aktionen erwärmen kann, sollte einmal auf diesen Kanälen vorbeischauen: https://facebook.com/xrebellionhh/ und auf Twitter @xrebellionhh
  • Etwas gemächlicher wird es am 5. Juli zur „Climatical Mass“ zugehen. „Greta than Cars“ wird dann auf einer fahrradfreundlichen Radtour durch Hamburg geradelt. Start wird um 17 Uhr auf der Moorweide sein. https://www.t.me/climaticalmass
  • Der Radentscheid Hamburg hat die Halbzeit der Sammelzeit für das Volksbegehren bereits geschafft. Dennoch freuen sich die Macherinnen und Macher nach wie vor über jede geleistete Unterschrift. Bitte unterstützt auch ihr den Radentscheid Hamburg: https://radentscheid-hamburg.de
  • „Fahr ein schöneres Hamburg“ heißt die aktuelle Werbekampagne der Stadt für mehr Fahrrad. Schön zu sehen und zu hören ist hier, wie Teile der 6,2 Millionen Euro teuren Kampagne dafür verjubelt werden und Mensch fragt sich am Ende nicht nur, warum das Radeln zur Nordsee besungen wird, nicht jedoch der Weg von der Bille bis zur Tarpenbek…. https://fahrrad.hamburg/de/

Zuletzt noch etwas in eigener Sache:

KURS FAHRRADSTADT steht ganz knapp vor 5.000 Menschen, die unseren offenen Brief an Hamburgs Bürgermeister inzwischen unterschrieben haben, sowohl online als auch analog auf Papierlisten. Darüber freuen wir uns sehr! Online auf change.org brauchen wir noch etwa 500, um auch hier den nächsten Meilenstein zu erreichen. Mit eurer Hilfe werden wir auch das bald schaffen. Da aus uns unerklärlichen Gründen die Medien über unsere Unterschriftensammlung nach wie vor so gut wie überhaupt nicht berichtet haben, bewegen wir uns noch immer in einer Art Blase, über deren Rand wir es nur schwer hinaus schaffen. Darum wären wir euch mehr als dankbar, wenn ihr euren FreundInnen und KollegInnen oder Initiativen, in denen ihr euch engagiert, von KURS FAHRRADSTADT erzählen würdet und bitte eure Möglichkeiten nutzt, den Link zum Unterschreiben https://www.change.org/p/kurs-fahrradstadt weiter via Mail und die sozialen Medien durch Teilen zu verbreiten. Wir hoffen noch immer darauf, dass möglichst bald eine Art Schneeballeffekt eine kleine Lawine ins Rollen bringt… Wer Lust hat, uns und unsere Arbeit auch mal mit Taten zu unterstützen, darf gerne hier vorbei sehen: https://kursfahrradstadt.wordpress.com/mitmachen/ Herzlichen Dank!

Wir wünschen euch schöne, laue Sommernächte und kommt alle gut durch die heißen Sommertage!

Bis bald mit frischen Kräften für neue Taten –

Euer Team KURS FAHRRADSTADT

Hier KURS FAHRRADSTADT auf change.org unterschreiben

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