Liebe Freundinnen und Freunde von KURS FAHRRADSTADT,
„Auch künftig wird mit jedem Fahrzeug jedes Ziel in der Stadt erreichbar sein“ – unter diesem Motto aus düstersten Zeiten der autogerechten Stadt hat Hamburg gerade vorgestern den neuen Luftreinhalteplan vorgestellt. Gleichzeitig hat unsere Stadt damit mal wieder unter Beweis gestellt, dass sie nichts verstanden hat. Nichts von der „active mobility“, der Förderung von günstigem und umweltfreundlichen Fuß- und Radverkehr, nichts von einer nachhaltigen Entwicklung im Verkehrsbereich, nichts vom Schutz der eigenen Bevölkerung vor Lärm, Abgasen, Gefahren im Straßenverkehr und restlos zugeparkten Straßen. Stattdessen wurde in den Behörden offenbar gerechnet bis zum Umfallen und heraus kommt eine Aneinanderreihung von lauter Dingen, die alle nicht wirklich neu sind und die für sich genommen auch nicht unbedingt schlecht sind. Das Problem ist – es ist zu wenig. Interessant ist dagegen, was natürlich alles nicht kommt: Keine generellen Fahrverbote für dreckige Dieselautos, keine Umweltzone, kein reguläres Tempo 30. Dafür soll es in zwei Abschnitten auf der Max Brauer Allee und der Stresemannstraße von wenigen hundert Metern Länge Fahrverbote für Diesel-PKWs und LKWs geben, die nicht die neueste Abgasklasse 6 erfüllen. Wie unser roter Bürgermeister und sein grüner Umweltsenator sich die Durchsetzung in der Praxis vorstellen, bleibt vorerst ein Geheimnis. Und wenn schon, fährt der Stink-Diesel halt in der Parallelstraße am kleinen „Hindernis“ vorbei. So einen Plan zu präsentieren und ihn dazu noch Luftreinhalteplan zu nennen, ist nur noch erbärmlich.
http://www.hamburg.de/pressearchiv-fhh/8675696/2017-04-26-bue-luftreinhalteplan/
Dabei wissen alle, dass öffentlicher Raum und Platz ein endliches Gut ist. Wenn Hamburg weiter wächst und damit auch der Verkehr, braucht es neue Konzepte. Sie werden aber nur dann wirksam sein, wenn Prioritäten gesetzt werden. Wenn ich von dem Einen nehme und dem Anderen gebe. Wenn ich eine Vorstellung davon habe, was ich wirklich eines bestimmten Tages erreicht haben möchte. Wenn ich einen Plan habe. Unser Senat hat ihn jedenfalls nicht.
„Künftig wird mit jedem Fahrrad jedes Ziel in der Stadt erreichbar sein – sicher, entspannt und bequem“ – so in etwa müsste es eigentlich heißen. Und weil von der Politik nicht viel zu erwarten ist, machen es die Leute eben selbst. In diesem Frühjahr tut sich mehr denn je in der Stadt. Wenn sich sonst nichts bewegt, drehen wir erst richtig auf.
Berlin hat den „Volksentscheid Fahrrad“ – in der Hansestadt bildet sich nun der „Radentscheid Hamburg“. Nach Berliner Vorbild soll ein Gesetz erarbeitet werden und zur Volksabstimmung gebracht werden, um den PolitikerInnen Beine zu machen. Bei zwei ersten Treffen war auch ich dabei. JedeR, die oder der Lust hat, kann sich gerne beteiligen. Mehr Infos gibt es dazu auf der Facebookseite https://www.facebook.com/raHHdentscheid/, auf twitter https://twitter.com/raHHdentscheid oder auch bei mir kursfahrradstadt@hamburg.de
Doch es dreht sich noch mehr:
„#Dreh Deine Stadt“ veranstaltet am 13. Mai ab 10 Uhr parallel und gegenüber der Velo in der Rindermarkthalle im Centro Sociale ein Barcamp für Mobilität und lebenswerte Städte. Ausrichter sind der Volksentscheid Fahrrad Berlin, das Netzwerk Lebenswerte Stadt e.V. / Changing Cities und die Radentscheid Hamburg Initiative. Ziel ist die Vernetzung von Aktiven, lokal und national, Agenda-Setting, Open Data sowie Ideen-Entwicklung. In diversen Sessions zum Thema sollen erste Ergebnisse direkt erarbeitet und vorgestellt werden. Inspiriere andere und lass dich inspirieren! Finde heraus, wie du deine Stadt drehst!
Am 14. Mai um 10 Uhr findet ebenfalls im Centro Sociale der offizielle Auftakt zum Radentscheid Hamburg statt.
https://drehdeinestadt.wordpress.com
Das ist noch lange nicht alles:
Es scheint sich noch eine weitere Gruppierung aufzumachen, den Radverkehr in Hamburg zu rocken. Die „Fahr!Rad Offensive Hamburg“ steht zumindest auf twitter ebenfalls in den Startlöchern.
https://twitter.com/FaRaO_HH
Mit seiner Petition „Weniger Autos – mehr Lebensqualität“ hat es Fabian Hanneforth, ebenfalls Mitstreiter beim Radentscheid Hamburg, in den letzten Tagen geschafft, unser Thema wieder in die Medien zu bringen.
https://www.change.org/p/machen-sie-alle-öffentlichen-parkplätze-kostenpflichtig-weniger-autos-mehr-lebensqualität
Unterstützung gab es zudem gerade vom NDR, der die Doku „Der Fahrradkrieg – Kampf um die Straßen“ ins Fernsehen brachte. Wer sie noch nicht gesehen hat, sollte es am besten nachholen – der Film ist nicht nur sehr interessant, er bringt auch schonungslos die Hamburger Defizite und grotesken Peinlichkeiten ans Tageslicht und entlarvt die „Fahrradstadt Hamburg“ als eine Stadt, die es gar nicht so ernst meint mit ihren radelnden BewohnerInnen.
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/Der-Fahrradkrieg-Kampf-um-die-Strassen,sendung631726.html
Jede einzelne dieser Aktionen ist ein wichtiger Baustein für eine bessere, lebenswertere Zukunft in dieser Stadt. Zusammengenommen braut sich endlich auch in Hamburg etwas zusammen, was durchaus das Zeug hat, auch unsere Stadt gehörig aufzuwirbeln und frischen Wind fürs Rad, für Fußgänger, für saubere Luft, weniger Autoverkehr und mehr Lebensfreude zu bringen. Deshalb zuletzt noch einmal die Bitte, euren Freunden, KollegInnen und Bekannten vielleicht den Tipp zu geben, doch einmal bei KURS FAHRRADSTADT vorbeizuschauen und ebenfalls zu unterzeichnen.
https://kursfahrradstadt.wordpress.com
Und auch: Wer Lust hat, mich und diese Aktion ein wenig zu unterstützen, möge sich einfach und unkompliziert gerne bei mir melden: kursfahrradstadt@hamburg.de
Ich wünsche allen einen schönen, hoffentlich bald wärmeren Frühlingsanfang und viele schöne Radmomente – wir sehen uns.
Besten Gruß
Kai Ammer