Was hatten sich viele Menschen in Hamburg über das letzte, so bisher einmalig eindeutige Wahlergebnis der GRÜNEN in dieser Stadt gefreut! Diese Freude löst sich zur Zeit täglich weiter in Luft auf, gesellt sich zu all den CO2 Ausstößen, welche Individual-, Wirtschafts- und „Freiheits“-Verkehr, ach nein, eher SPD & GRÜNE durch das Nichtstun verursachen und die weiter beinahe unvermindert durch die Hamburger Luft wabern werden.
Mit jeder Verhandlungsrunde und den Ergebnissen, die hinterher präsentiert werden, schwindet der Glaube daran, dass diese Stadt, die so weltoffene und stolze Hansestadt an der Elbe, die sechstgrößte in der EU und größte Nichthauptstadt in dieser Union, es jemals noch wird schaffen können, sich wenigstens mit geducktem Haupt ganz hinten an der Reihe all der Städte anzustellen, die sich schon lange und mit Erfolg auf den Weg gemacht haben, zielstrebig das Autozeitalter hinter sich zu lassen und sich zu wandeln in lebenswerte, gesunde und sichere Städte. Die sich transformieren, sich der Zukunft stellen, die Herausforderungen annehmen, statt sich zu verweigern, die begriffen haben, dass es keinen Weg zurück geben kann, die verstanden haben, das Zeit etwas Endliches ist. Städte, die wissen, dass die wichtigsten Menschen in ihnen ihre Bürgerinnen und Bürger sind. Die es zu schützen und zu unterstützen gilt und mit denen sie zusammen auf eine Reise gehen, von der vielleicht noch niemand weiß, wie genau sie enden wird, von der sie aber wissen, dass es richtig war und ist, sie mutig angetreten zu sein.
Mit jedem Statement für die Presse im Hamburger Rathaus wird klarer, dass Hamburg nicht dazu gehört.
Wir möchten an dieser Stelle nicht all die Städte aufführen, die Innenstädte komplett autofrei machen oder in ihnen Tempo 20 und Vorrang für Fuß- und Radverkehr einführen. Nicht all die Fahrradstädte, die es schon lange vor Covid19 waren, nicht all die Städte, in denen leistungsstarke Straßenbahnen teils schon seit Jahrzehnten – ja, sogar auch mit U-Bahnen dazu (!) – etwas ganz Alltägliches sind, nicht all die Städte, die Fahrspuren reduzieren, statt neue Autobahnen zu bauen. Nicht die Städte aufzählen, die auf die Bremse treten, die durchgängig Tempolimits auch auf Durchgangsstraßen verhängen. Wir zählen nicht auf, welche Metropolen und Kleinstädte „VisionZero“ nicht nur in Pamphlete schreiben, sondern ihr Bestes geben, „VisionZero“ auf die Straßen zu bringen. Wir zählen nicht die Städte, die die tollsten Ideen ausprobieren und umsetzen, vom Mobilitätsgesetz über die Citymaut, teure Parkgebühren, reduzierte Parkplätze, Umweltzonen, Spielstraßen und viele, viele weitere Maßnahmen, die nur eines zum Ziel haben: Die Stadt fit zu machen – nicht für’s Gestern, sondern für’s Morgen.
Und, wir zählen schon gar nicht all die jeden Tag mehr werdenden Citys in der Welt auf, die on top noch vieles mehr tun, wenigstens probieren, um ihre Einwohnerinnen und Einwohner im öffentlichen Raum noch besser vor Corona zu schützen.
Wir zählen sie nicht auf – wir haben es oft genug getan, wir geben es auf.
Wir zählen lieber etwas anderes – das, was in UNSERER Heimatstadt nun, auch das nur vielleicht, kommen soll.
EIN WORT: „Fußverkehr“. Es soll mit rein in das Bündnis für den Radverkehr. 5 Jahre ist es alt, die Ziele wurden verfehlt. Egal, Hauptsache mit rein, da ist schon viel getan.
EINE (provisorische) Protected Bikelane in der Hafencity. Einer noch recht neuen Straße, wo man das Fahrrad ohnehin glatt vergessen hatte.
EINE neue wirklich auto- (aber nicht bus-) freie Straße – der Jungfernstieg hat das große Los gezogen.
NUR eine autoarme Innenstadt; im Passagenviertel sollen ein paar Fußgängerzonen kommen, Autos die Parkhäuser aber trotzdem erreichen.
Ein Schülerticket für lau – statt HVV für lau.
„NEUE“ U- und S-Bahnen, die es leider auch vor der letzten Wahl schon waren.
EINMAL IM JAHR soll es Verkehrsexperimente geben, wie das in Ottensen.
VERDOPPELTER Radwegeausbau – und es wird künftig mitgerechnet, was bisher nicht gerechnet wurde.
Das KONJUNKTIV: Hätte, könnte, sollte. VIELLEICHT die U-Bahn verlängern. Womöglich machen wir auch noch das da. Aber bloß kein bisschen mehr.
Das, was der „Radentscheid Hamburg“ der Stadt kürzlich abnötigte, wollen wir hier auch nicht vergessen: Da sollen noch ein paar gute Dinge kommen.
Man weiß nur nicht wie viel – leider auch nicht bis wann.
VIELLEICHT – wir möchten diese Redeform doch auch gern einmal nutzen – vielleicht haben wir sogar etwas vergessen. Sorry, sollte es so sein.
NUR EINES IST SICHER: Der Wirtschaftsverkehr muss rollen. In der „Logistikmetropole“ Hamburg. In der Hafenstadt, dessen Hafen vor einer ungewissen Zukunft steht, der zudem an Bedeutung verlieren wird – gemessen in Containern – und der als erstes, wenn alles so weiter geht, unter Wasser steht.
Allen, die das, was sie sagen – oder besser: „was sie sagten“, wenigstens ein klitzekleines bisschen ehrlich meinen, denen muss das alles zu wenig sein.
Viel zu wenig.
Noch MÖCHTEN wir gerne glauben, dass die GRÜNEN dazu gehören.