Hinter Schwarzer Brücke wird es grün

Heidenkampsweg in Hammerbrook wird bald Straßenwald

Schon nach den Sommerferien sollen in diesem Jahr die Bagger anrollen und den Heidenkampsweg beinahe auf seiner vollen Länge aufreißen. Im Klartext bedeutet es die Einrichtung einer Baustelle ab der Schwarzen Brücke über die Bille hinter den Elbrücken bis hin zum Anckelmannplatz kurz vor dem Berliner Tor. Noch eine Baustelle wird sich zu all den bisherigen gesellen, dazu an einem neuralgischen Ort; Hamburgs Autofahrende werden sich auch in Zukunft weiterhin auf viele Baustellen in der Stadt einstellen müssen. Hier wird allerdings nicht wie vielerorts sonst gebaut, um neue Leitungen zu verlegen oder die Straße neu zu asphaltieren. Hier wird gebaut, um einen neuen Stadtwald zu pflanzen.

Megabaustelle auf Autobahnzubringer in City-Süd

„Urban Forest“ nennt sich das neue Konzept aus der Hamburger Behörde für Umweltschutz und Energie, welches die Mitarbeiter in den letzten Monaten den entsprechend zuständigen Fachabteilungen in den Hamburger Bezirken vorgestellt hat. „Klimastraßen“ – auch „Blue-Green-Streets“ genannt, sind bereits in der Umsetzungsphase, so beispielsweise die Königstraße in Altona. Es geht darum, dass Wasser nicht einfach abläuft, sondern Versickerungsflächen findet, in denen es gespeichert wird bei gleichzeitiger Begrünung der Straßenflächen. International wird das Prinzip in immer mehr Metropolen verstärkt unter Fachleuten, Stadtplaner:innen und Landschaftsarchitekt:innen diskutiert und findet regen Zuspruch in den städtischen Verwaltungen. In Kopenhagen läuft die Umgestaltung der bisher 8-spurigen Hauptverkehrsstraße Vesterbrogade unmittelbar vor dem Hauptbahnhof zu einer neuen Klimastraße mit Stadtwald. Neben Paris experimentiert auch Wien mit den Straßen der Zukunft und testet – ebenfalls in unmittelbarer Bahnhofsnähe – als Vorstufe erfrischende Pools auf bisher breiten Straßen in der Innenstadt aus.

Urban Forest als Baustein zur Klimaneutralität 2030

„Mit der Idee des Urban-Forest betreten wir Neuland in Hamburg“, betont der Sprecher des Bezirksamts Mitte. Rund „die Hälfte aller in einer Wintersaison gefällten Straßenbäume in Hamburg können wir damit beinahe auf einem Schlag ersetzen“, erklärt der Sprecher weiter. Im Heidenkampsweg sollen ab September etwa 560 neue, klimaresiliente Bäume gepflanzt werden, was sogar mehr als einem „Tiny-Forest“ entspräche. Damit würde die Stadt einen großen Schritt hin zur angepeilten Klimaneutralität gehen. „Wir brauchen jetzt engagierte Antworten. Die bisherige autogerechte Stadtgestaltung muss durchbrochen werden, zumal es genügend Ausweichstrecken gibt“, heißt es aus der Chefetage des Bezirksamts Mitte. Die Einfallstraße im citynahen Hammerbrook wurde bewusst für ein Pilotprojekt in dieser Größenordnung ausgesucht, weil der Stadtteil heute zwar von vielen Kanälen durchzogen ist, jedoch nur sehr wenig Grün zu bieten hat. Tausende Menschen arbeiten in der auch City-Süd genannten Bürostadt. Für sie würde damit ein neuer Ort für Mittagspausen im kühlenden Schatten der grünen Bäume entstehen. Es wird Waldwege geben ausschließlich für Fuß- und Radverkehr, das Durchqueren des Urban Forest wird als Erholungs- bzw. Erfrischungskur für die gestressten Verkehrsteilnehmer:innen empfohlen.

Keine Wohngebiete in Hammerbrook – Verkehr kann anders geführt werden

Kritik kam prompt vor allem von den Parteien, die allgemein als eher autofreundlich bekannt sind sowie von Spediteuren. Sie bemängelten, dass nicht klar wäre, wie der viele Verkehr, der direkt vom Zubringer der Autobahn kommt, geleitet werden solle, wenn im Heidenkampsweg keine Autos mehr fahren können, sondern ein Wald steht. Die Opposition will die Rot-grünen Pläne noch verhindern, da sie den Wirtschaftsstandort Hamburg mehr als gefährden. Doch die Beschlusslage ist bereits eindeutig. Laut der zuständigen unteren Verkehrsbehörde, der Polizei, wäre es dagegen machbar. Der Verkehr könne problemlos auf die vielen abzweigenden und parallel verlaufenden Nebenstraßen verlagert werden, die ohnehin nur von Gewerbe und Büros gesäumt werden. In Wohngebieten sähe es dagegen anders aus.

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