Tempo 30 – Peter Gutzeits Plädoyer für mehr Langsamkeit auf KFHH Demo

Peter Gutzeit, Fraktion DIE LINKE in der Bezirksversammlung Eimsbüttel.
Diese Rede hielt er auf der KURS FAHRRADSTADT Demonstration am 19. Mai 2018.

Liebe Nachbarinnen und Nachbarn,

wir stehen hier am Eppendorfer Weg. Wenige Meter entfernt starb am
13.06.2007 kurz nach 1 Uhr eine 33jährige Frau.

Die am Fahrbahnrand stehende Frau verabschiedete sich von ihrer Freundin,
als sie von einem 21jährigen Autofahrer überfahren wurde. Der Fahrer war
betrunken – mit 2,3 Promille. Er fuhr zudem viel zu schnell und verlor die
Kontrolle über das Auto – die Frau war gleich tot. Hier im Eppendorfer Weg.
Inzwischen ist hier ein Kreisel gebaut worden, der den Verkehr
entschleunigt, aber andererseits hat der Verkehr im Eppendorfer Weg
inzwischen stark zugenommen. Und nimmt zukünftig weiter zu.
Wie gut ist es da doch eigentlich, dass es hier zu wenig Parkplätze gibt.
Das zwingt die Autos immerhin zu einer Geschwindigkeitsreduzierung – wenn
auch meist nur aus Sorge um ihre eigenen Autos.

Das hilft natürlich nicht gegen die Raserinnen und Raser, die den
Eppendorfer Weg täglich frequentieren. Einige stammen aus der Gruppe der
täglich 300.000 nach Hamburg fahrenden Pendlerinnen und Pendler. Viele
benutzen den Eppendorfer Weg als Durchgangsstraße zur Fruchtallee. Und wenn
man an bestimmten Stellen ordentlich Gas gibt, schafft man die nächste
Kreuzung noch bei Spätgrün und ist eventuell 50 Sekunden eher zu Haus.
Diese Gegend hier, das sogenannte Generalsviertel , wurde um 1870 herum
gebaut. Damals fuhren noch Pferdekutschen durch die Straßen, doch für den
heutigen Verkehr waren die Straßen damals auch nicht nur ansatzweise
gedacht. Die Pferdekutschen rasten nicht mit 50 oder gar 60 km/h durch die
Straßen. Die Autos allerdings heute leider schon.

Allein aus dem Grund müsste es längst im Eppendorfer Weg, mit seinen fast
20 sozialen Einrichtungen wie Schulen, Kitas und Senioreneinrichtungen eine
Höchstgeschwindigkeit geben. Und die darf nur heißen: „TEMPO 30“!

Häufig ist von Bezirkspolitikern zu hören, hier kann gar nicht schnell
gefahren werden. Das ist allerdings ein Irrtum und wurde von der Polizei
schon 2015 wiederlegt.
Ihre Statistik besagte damals, dass sich im Eppendorfer Weg von 2000 – 2015
insgesamt 2630 Verkehrsunfälle ereigneten. Das waren im Durchschnitt 164
Unfälle pro Jahr. Dabei wurden 2 Menschen getötet , 39 Menschen schwer- und
314 leicht verletzt. Die durchgeführten Geschwindigkeitsmessungen der
Polizei ergaben eine Übertretungsquote von ca. 12 % – 12% der
AutofahrerInnen die mit über über 50 km/h hier längs rasten.
Wenn man bedenkt, dass 90 % der bei Verkehrsunfällen getöteten Menschen bei
einer Reduzierung der Geschwindigkeit von 50 auf 30 km/h noch leben könnten
und von den vielen schwerverletzen nur leichtverletzte Unfallopfer wären,
kann man sich leicht vorstellen, dass alleine diese Maßnahme im Eppendorfer
Weg viel Not und Elend verhindert hätte.

Deshalb bitte ich Sie liebe Nachbarinnen und Nachbarn: Unterstützen sie alle
Bemühungen hier in Eimsbüttel, Tempo 30 auch auf allen Bezirksstraßen
durchzusetzen. Das sind u.a. die Bundesstraße, Osterstraße und hier der
Eppendorfer Weg. Den Senat fordere ich auf, „die Rolle der Bezirke bei
verkehrlichen Maßnahmen zu stärken und selbst entscheiden zu können“ – so
steht es doch im Koalitionsvertrag von Rot/Grün. Zudem muss endlich die StVo
geändert werden: Innerorts muss Tempo 30 zur Regelgeschwindigkeit werden. 50
km/h muss zukünftig die Ausnahme sein.

Tempo 30 entschleunigt und rettet damit Leben – es macht unsere Quartiere
wieder sicherer!

Wer das Unmögliche nicht fordert – wird das Mögliche nie erreichen!

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